Nach zwei langen Jahren war es nun endlich soweit. Am 04.05.2022 konnte die Norddeutsche Gesellschaft für Bildung und Soziales (NBS) die geplante Fachtagung zur Suchtprävention endlich durchführen.
Unter dem Titel "Unabhängig bleiben" entstand ein bunter, interessanter Tag mit vielen tollen Referent:innen.
Nach einer Begrüßung durch Bereichsgeschäftsführerin Heike Bondeur startete der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ueckermünde, Herr Dr. Manfred Blütgen, mit seinem Beitrag zu den Kindern suchtbelasteter Eltern. Er berichtete eindrücklich aus seinem Klinikalltag und damit über die schwierigen Verhältnisse, denen diese Kinder in ihrem jungen Leben ausgesetzt sind. Oft unentdeckt vom Umfeld schlingern sie zum einen Hilfe suchend und zum anderen ihre Eltern schützend bis vertretend oft selbst in krisenhafte Situationen und nicht selten in den eigenen gefährdenden Konsum.
Aber es tut sich auch etwas. In den letzten zehn Jahren ist das Bemühen um diese Kinder deutlich verstärkt worden. Akteure unterschiedlicher Professionen vernetzen sich zunehmend, um diese oft vergessenen Adressaten von Hilfen früher mit ins Boot zu holen. Und auch das Thema Suchtprävention wird auf verschiedenen Ebenen stärker in den Fokus genommen, um diese Kinder resilienter zu machen.
Als nächstes referierte Herr Dr. Tossmann zum Cannabiskonsum. Als Mitbegründer des Therapieladens in Berlin ist er einer der Vorreiter bei diesem Thema und hat viele empirische Studien zum Konsum begleitet. So kam heraus, dass zwar der Anteil von ca. 25 %, also jeder Vierte der 16-30-Jährigen als Konsument von Cannabis gilt. Jedoch betreiben der Großteil von ihnen nur gelegentlich und nur 10-15% der Befragten einen gefährlichen, täglichen Konsum.
Als letzte Referentin des Vormittages berichtete Frau Stobbe von der Rechtsmedizin der Universität Greifswald über die unmittelbaren und langzeitigen Auswirkungen von Alkohol im Körper. Gerade Alkohol spielt in unserer Region eine zentrale Rolle bei den Suchtmitteln und ist, wenn er in einem gefährdenden Maß konsumiert wird, oft der Verursacher von Gewalt im eigenen Zuhause, was Frau Stobbe in ihrem Alltag in der Rechtsmedizin leider nicht selten beobachten muss. Daher bittet sie noch einmal eindringlich gerade die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe, hier sehr aufmerksam zu sein, Verdachtsfällen nachzugehen und die Rechtsmedizin für Untersuchungen einzubeziehen, um etwaige Beweise für Gewalt zu sichern
Nach einer wohl verdienten Mittagspause ging es dann am Nachmittag in die Workshoparbeit. Von Resilienz, über Nähe und Distanz und auch das Versinken in virtuelle Welten wurde den Teilnehmer:innen ein breites Spektrum geboten, die Theorie des Vormittags praktischer zu erleben.
Wir danken an dieser Stelle allen Referent:innen des Fachtages für ihre Unterstützung!